Kolumne
Katharinas Gartenlaube
von Katharina Kumeko
Juni
ONsüd-Bilder (4): Lilian Seidel |
Sein Name ist Brachet (von althochdeutsch: brahmanod = Brachliegen der Felder). Der Name stammt noch aus der Zeit der Drei-Felder-Wirtschaft. Dabei blieb ein Drittel der Flur nach der Ernte als Stoppelweide stehen und wurde erst im nächsten Juni gepflügt und für die Aufnahme der Winterfrucht vorbereitet.; man nennt den Juni auch Rosenmond, Johannismonat, Grasmonat oder Sommermonat.
Er ist nach der römischen Göttin Juno benannt, der Gattin des Göttervaters Jupiter. Sie war die jugendlich blühende Göttin der Gestirne und Hüterin der Frauen, der Liebenden und der Eheleute.
Das Wachstum meiner Pflanzen im Garten hat jetzt seinen Höhepunkt erreicht. Am Teich und überall haben sich Akeleien ausgesät, die noch blühen, obwohl ihre Hauptblühzeit der Mai ist. Jetzt ist der Monat der Rosen; die große Lehmrose an der Pergola blüht, und auch die wunderbar duftenden Heckenrosen stehen in Blüte. Was mich am meisten freut, ist, dass der Holunderstrauch blüht. Dann, sagte mein Großvater, hat der Sommer angefangen. Er erzählte mir, dass es früher kein Bauerngehöft ohne Holunderstrauch gab. Denn ihm wurden magische Wirkungen nachgesagt: dass er vor Unheil und Hexerei schütze, das Haus gegen Blitzeinschlag abschirme, sowie dessen Bewohnern Wohlstand beschere. Man glaubte einst, dass der Holunder von Hexen und Geistern bewohnt sei und dass er aus diesem Grund `roten` Saft blutete, wenn er geschnitten wurde.
Einen Bläuling, das ist ein kleiner Schmetterling, dessen Flügel in einem wunderbar blauen Farbton gefärbt sind, habe ich neulich entdeckt. Vor Jahrzehnten beobachtete ich, als ich mit meinem Hund spazieren ging, auf einem brachliegendem Feld, dass voller Brennnesseln war, eine große Wolke von Bläulingen. Heute ist dieser Schmetterling selten geworden. Lassen Sie ein paar Brennnesseln im Garten stehen, dann tun Sie vielen Schmetterlingen, unter anderem auch dem Kleinen Fuchs, etwas Gutes.
In meinem Teich haben sich leider, wie im Jahr zuvor, keine Feuersalamander entwickelt. Ich habe damit gerechnet, weil ich befürchtet habe, dass sich die durch Tierexporte aus Asien eingeschleppte, für Amphibien tödliche Hautpilzseuche auch schon in meinem Teich verbreitet hätte. Diese Hautpilzinfektion kann Salamandern aber auch Fröschen und Lurchen die Fähigkeit zum Atmen nehmen, da sie über die Haut atmen, das führt zum Erstickungstod. In Belgien und den Niederlanden soll der Befall schon 96% der Feuersalamander-Vorkommen getötet haben. Mittel zur Rettung oder Vorsorge gibt es nicht. In NRW ist sie dann wohl angekommen.
Vom 10. bis 14. Juni haben wir die Schafskälte, die mit 80%-tiger Sicherheit eintritt. Sie kann nochmal nächtliche Abkühlung bis nahe 0° Celsius bringen. Früher sind in dieser Zeit oft die Schafe geschoren worden und schwächliche Tiere sind nach der Schur in dieser Kälte oft gestorben – daher der Name Schafskälte.
Die meisten Menschen glauben, dass der 27. Juni der Siebenschläfertag ist. Das stimmt aber nicht. Der meteorologische Siebenschläfer ist am 7. Juli. Wenn von Ende Juni bis zum 10. Juli eine feuchte Westwindströmung überwiegend zum Tragen kommt, dann gibt es meist einen verregneten Sommer.
Am 21. Juni ist Sommersonnenwende. Die Nächte werden wieder kürzer, dafür nimmt die Hitze zu. Großvaters Bauernspruch lautete: „Wenn die Nacht zu langen beginnt, die Hitze am stärksten zunimmt“. Eine weitere Bauernregel von Großvater besagt: „Ist die erste Juniwoche überwiegend heiß (über 25° Celsius), so folgt mit großer Wahrscheinlichkeit ein nasser Hochsommer“. Ich schreibe seit mittlerweile acht Jahren jeden Tag die Wetterdaten auf und ich habe erfahren, dass diese Regel wirklich stimmt.
Trotzdem wünsche ich allen Lesern*innen dieser Kolumne einen schönen sonnigen Juni.
Quelle: Abendrot Schönwetterbot‘, Wetterzeichen richtig deuten, Autor: Bernhard Michels, Blv Verlag 2004