Kolumne
ONsüd-Bild: Kathrin Osthues |
Katharinas Gartenlaube
von Katharina Kumeko
Der September wurde früher Witumanoth (Monat des Holzsammelns), anderer August oder Scheiding (Trennung zwischen warmem Sommer und kaltem Winter) genannt. Manchmal nennt man ihn wegen seiner milden Temperaturen auch „Mai des Herbstes“. Am 23. September ist Tag- und Nachtgleiche. Auf der ganzen Welt gibt es dann 12 Stunden Tag und 12 Stunden Nacht. Anfang September geht die Sonne um 20.00 Uhr (Sommerzeit 21.00 Uhr) und Ende des Monats gegen 19.00 Uhr (20.00 Uhr Sommerzeit) unter. Im letzten Drittel des Monats bis Anfang Oktober haben wir den sogenannten Altweibersommer.
„Der Name hat nichts mit alten Weibern zu tun“, sagte Großvater lächelnd, als ich ihn als Kind eines schönen Septembertages danach fragte. „Das Wort „weiben“ kommt von weben. In dieser Zeit gehen die jungen Wolfsspinnen mithilfe dünner Flugfäden, die sie aus einer Hinterleibsdrüse ausstoßen, auf Reise: mit diesen dünnen Fäden lassen sie sich durch die Luft tragen.“ Die Wolfsspinne wiegt nur ein hundertstel Gramm, und nur bei Windstille und Wärme entsteht eine Thermik, von der sich die Spinnen in höhere Luftschichten tragen lassen, bis sie von einer seitlichen Strömung fortgetragen werden. Kann man viele Spinnfäden sehen, dann ist eine beständige Schönwetterlage. Der schwedische Volksglaube sagt, dass die Fäden das Gespinst von Elfen und Zwergen sind.
Jetzt sammeln sich die Zugvögel. Im September/Oktober fliegen die Kraniche zurück in den Süden. Ab Mitte September folgen die Rauchschwalben. Sie überqueren das Mittelmeer und die Sahara, und manche fliegen bis in die Kapregion.
Am 29. September ist St. Michael bzw. Sommersilvester. Großvaters Spruch bei Regen an diesem Tag war immer: „Wenn der Erzengel seine Flügel badet, regnet es bis Weihnachten und man kann auf mildes Wetter hoffen.“ Als Kind schaute ich eifrig aus, wo denn der Erzengel seine Flügel „badete“, aber mit nur wenig Erfolg.
In meinem Garten reifen jetzt die Hagebutten, die ich bald pflücken werde, um mir, wie es mir meine alte Tante gezeigt hat, im Topf Hagebuttentee zu kochen. Eicheln und Bucheckern fallen jetzt auch. Als Schulkind habe ich in den Pausen gern und reichlich Bucheckern gegessen. Die Walnüsse sind ebenfalls bald reif. Wenn die Kastanien fallen, ist letzter Termin zum Setzen von Blumenzwiebeln. Mein Gartenhäuschen, in dem ich im Sommer manchen Tag und manche Abenddämmerung verbracht habe, wird bald wieder leer stehen.
Quelle: Abendrot Schönwetterbot‘, Wetterzeichen richtig deuten, Autor: Bernhard Michels, Blv Verlag 2004