Kultur im Ruhrgebiet
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Bei der siebten Station der Grand Snail Tour dreht sich alles ums Auto: Es ist Schauplatz und Bühne der „Autolesung“ der Autorin Tunay Önder, die auf dem brachial-charmanten MediaMarkt-Parkplatz in Marl stattfinden wird. Asphaltboden, soweit das Auge reicht: Dies ist das perfekte Setting für die Reading-Performance einer Autorin, die sich auf Lesungen in PKWs spezialisiert hat. Schon zu ihrer Jugendzeit war das Auto für sie mehr als nur ein Transportmittel: „Es war eine erweiterte Wohnung, ein Rückzugsort, ein Treffpunkt mit Freund*innen, eine wandelnde Disco“, so Tunay Önder. Außerdem bot es „ein Stück Autonomie“ und galt als „der ultimative Beweis dafür, dass die harte Arbeit in der Diaspora etwas bringt“.
In ihrer Lesung mischen sich Erinnerungen mit den gegenwärtigen Kämpfen im postmigrantischen Deutschland. Monologe, Manifeste, Mails - gelesen wird alles, was das Herz erwärmt, trotz Februarkälte.
Das Publikum ist eingeladen, die Lesung aus dem eigenen Auto zu verfolgen oder einen gemütlichen Platz in den bereitgestellten Fahrzeugen zu reservieren. Der Ton wird übertragen.
Anmeldung für einen Sitz- oder PKW-Platz bitte per Mail an
grandsnailtour@urbanekuensteruhr.de
Datum: Donnerstag, 13. Februar 2025
Uhrzeit: 17:00 – 19:30 Uhr, Programm ab 18 Uhr
Ort: MediaMarkt-Parkplatz, Bergstr. 218-222, 45768 Marl
Beteiligte in Dorsten
Künstlerische Aktion: Tunay Önder
Trailer: Lütfiye Güzel, Anna Haifisch
Local Support: Jens Jansohn, Mohammed Oekmen und das gesamte Team der
MediaMarkt Filiale in Marl
Programm
18:00 – 19:00 Uhr: „Wenn schon kein eigenes Zimmer, dann wenigstens ein Auto!“ – Autolesung
Tunay Önder arbeitet an den Schnittstellen von Text, Performance, Installation und Diskurs. Sie interessiert sich vor allem für emanzipatorische Kämpfe im Kontext der Migrationsgesellschaft. Kuratorische Projekte führten sie an die Münchner Kammerspiele, die Wiesbaden Biennale, das Favoriten Festival und das Münchner Stadtmuseum. Neben ihren beiden Büchern "migrantenstadl" (mit Imad Mustafa) und "Urteile" (mit Christine Umpfenbach und Azar Mortazavi) publiziert sie in Sachbuch- und Lyrikanthologien. 2022 war sie Artist in Residence am International Writing Program in Iowa (USA). Zurzeit ist sie im Komitee des Kunstraum Florida und für das Kulturreferat München im Bereich Public History tätig.
P.S.: Lichthupen erlaubt!
Kunst am Trailer
Einen wesentlichen Bestandteil der Tour bildet ein - sich sukzessive erweiternder - Pool an Arbeiten internationaler Künstler*innen, die individuell vor- und ausgestellt, vor allem jedoch tatsächlich benutzt werden. Sie leuchten von Weitem, wärmen oder schützen vor Regen, laden zum Verweilen, zum Austausch und zur Auseinandersetzung ein – und vieles mehr. Die wärmende Decke Kleine orange Schnecke von Anna Haifisch und der aktuelle Local Blackout von Lütfiye Güzel, der auf der poetischen Analyse der Marler Zeitung basiert, werden in Marl ebenfalls Teil der Veranstaltung sein.
Kleine orange Schnecke – Anna Haifisch
Anna Haifisch arbeitet in ihrem Werk mit visuellen und erzählerischen Elementen aus Design, Comic- und Kunstgeschichte. Die von ihr für die Grand Snail Tour gestaltete Decke Kleine orange Schnecke lässt ihre Hauptfigur von einer ebensolchen träumen und ist ab sofort ein fester Bestandteil des Trailers in den kalten Herbst- und Wintermonaten. Sie spendet Publikum und Mitwirkenden Wärme bei Wind und Wetter.
Local Blackouts – Lütfiye Güzel
Lütfiye Güzel, 1972 in Duisburg geboren, publiziert seit 2014 Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing. 2017 erhielt sie den Literaturpreis Ruhr. Ihre Local Blackouts sind eine poetische Auswertung örtlicher Nachrichten. Durch das Ausstreichen und Schwärzen von Textpassagen in Lokalzeitungen und -beilagen lässt Güzel nach und nach 53 Gedichte für die Grand Snail Tour entstehen.
Chronik
Begleitet wird die Grand Snail Tour von Künstler*innen, die Eindrücke in der jeweiligen Stadt sammeln und diese visuell oder literarisch ins Bild setzen. So entsteht allmählich eine vollständige Reisechronik: ein Kaleidoskop an Momentaufnahmen aus den 53 Städten der Region.
Chronist in Marl: Nikita Teryoshin
Die Grand Snail Tour 2024 – 2027
Die Grand Snail Tour ist ein mobiles Aktions- und Ausstellungsprojekt, das im Verlauf von drei Jahren durch alle 53 Städte des Ruhrgebiets reist. Das Projekt widmet sich experimentell und innovativ wichtigen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens: Wem gehört der öffentliche Raum und wie können wir Orte der Zusammenkunft schaffen oder bestehende Räume aktivieren? Welche Rolle spielt Kunst dabei? Wie kann Kunst zu den Menschen kommen, statt nur geduldig auf sie zu warten? Die Grand Snail Tour möchte vielfältige Eindrücke hinterlassen, gemeinsame Erfahrungen anbieten und zum Mitreisen einladen.
Die nächste Station ist am 6. März Haltern am See.
Urbane Künste Ruhr – über uns
Urbane Künste Ruhr ist eine vielgestaltige, dezentrale Institution für Gegenwartskunst im Ruhrgebiet. Neben Ruhrtriennale, Tanzlandschaft Ruhr und Chorwerk Ruhr ist Urbane Künste Ruhr Teil der Kultur Ruhr GmbH mit Sitz in Bochum, deren Gesellschafter und öffentliche Förderer das Land Nordrhein-Westfalen und der Regionalverband Ruhr sind.
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