Kolumne
ONsüd-Bild: Pokojski |
Langsam naht der Frühling. Und damit beginnt wieder die Zeit, in der ich in meinem Gartenhäuschen sitzen kann ,in der ich im Garten werkeln kann und beginnen kann, Unkraut zu zupfen und neubestellte Blumen auszusäen. Mein Kater begleitet mich dabei dieses Jahr nun nicht mehr. Er ist nach sechzehn wunderbaren Jahren über den Regenbogen gegangen.
Aber es gibt mittlerweile nicht nur eine ,sondern zwei Nachbarskatzen, beide Katzendamen. Sie sind recht scheu und reserviert . Vielleicht werden sie irgendwann einmal Spaß daran finden , mir regelmäßig bei meinen Gartenarbeiten zuzusehen.
Das, was wir den Erst- Frühling nennen , beginnt schon mit der Blüte der Schneeglöckchen. In meinem Rasen haben sie sich schon ein großes Stück erobert. Und sie vermehren sich von Jahr zu Jahr mehr, wenn man sie wachsen lässt .Sie zeigen uns, dass es einen Kalender gibt, den die Natur schreibt. (Man nennt das Phänologie.) Das heißt : die Natur besitzt Zeigerpflanzen, die uns ziemlich zuverlässig zum Beispiel den Beginn des Erst- Frühlings in diesem Monat anzeigen. Neben dem Schneeglöckchen sind das als allererster Anzeiger: die Haselnuss, wenn ihre Blüte beginnt zu stäuben; (das Schneeglöckchen ist erst der zweite Vorbote ),später kommt dann noch der Winterling dazu.
Zu den weiteren Frühlingsblühern gehören noch das Scharbockskraut, die Traubenhyazinthe, die Himmelsschlüssel und das Buschwindröschen.
Zwei Jahrhunderte vor unserer Zeit wurden die Türmer der kleinen oder auch größeren Städte dazu angehalten, nach den Störchen Ausschau zu halten. Diese waren für unsere Vorfahren die Vorboten. Der, der sie als erster entdeckte, bekam im Rathaus einen Ehrentrunk. Aber auch das erste Veilchen konnte man beim Türmer abgeben und auch dieser Finder bekam danach einen Ehrentrunk. Für die Leute auf dem Land war jedoch der Kuckuck der erste Frühlingsbote. Es gab eine alte deutsche Rechtsformel, wonach der Lenz begann,“ wann der Gauch guket.“ Der Gauch ist der alte Name für den Kuckuck. In vielen Regionen in Mitteleuropa schaute man nach der Lerche aus. Der, der sie zuerst sah, dem sollte das ganze Jahr dann Glück beschieden sein. Und das Glück sollte sich auch auf Haus, Hof und Vieh und Feld und die ganze Familie erstrecken.
Heute gehört sie zu den Vogelarten , die im Verschwinden begriffen sind. Als wir noch auf dem Lande wohnten, habe ich viele Male zur Mittagszeit im Sommer Lerchen hoch über den Feldern jubilieren hören. Man kann ihr Singen wirklich nur als jubilieren bezeichnen .Es ist eine sehr hohe melodische Tonfolge : der kleine Vogel steht mit den Flügeln rüttelnd an einer Stelle ganz, ganz weit oben im Blau des Sommerhimmels und scheint sich die Seele aus dem winzigen Leib singen zu wollen.
Ich sah ihn kaum, aber sein Gesang klang laut und klar durch die Luft.
Ende März, genauer gesagt am 29., ist ein Schwendtag. Schwendtage sind solche Tage, an denen man nichts Neues unternehmen sollte. Keine neuen Geschäfte, keine neuen Arbeiten, keine neuen Verträge und auch keine Verlobung oder Heirat . Diese Unglückstage stammen aus dem Mittelalter, aber auch die Römer hatten sie schon und bezeichneten sie als „schwarze Tage.“ Es gibt 32 davon im Jahr .
Nichtsdestotrotz, liebe Leser*innen : genießen Sie die ersten, sonnigen Frühlingstage!
Quelle: Bernhard Michels
Abendrot -Schönwetterbot‘
blv Verlag 2004
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blv Verlag 2004