Kolumne
Katharinas Gartenlaubevon Katharina Kumeko
Für viele Menschen ist der November nur trist und grau und nebelig und „wenn’s richtig fies kommt“, sagen sie, „dann auch noch regnerisch.“ Doch man kann diesem Wetter auch schöne Seiten abgewinnen. Klar, das bunte Farben -Spektakel des Sommers ist vorbei. Doch sind nicht auch viele Grautöne und Braun -und Schwarz- und Anthrazittöne in der Natur genauso schön?
Quelle: Bernhard Michels
Abendrot-Schönwetterbot‘
blv Verlag 2004
ONsüd-Bild: Sebastian Pokojski |
Statt Gartenarbeit nehme ich mir vor, lange Spaziergänge zu machen und mit der Handy-Kamera die Stimmung des Novembers einzufangen.
Manchmal entdecke ich dabei, wie eine Wespenkönigin ein Winterversteck sucht oder eine Hummel.
Das Einzige, was noch grün ist, ist der neugewachsene Winterweizen auf den Feldern. Er zeigt uns, dass die vierte Jahreszeit, der Winter, vor der Tür steht.
In früheren Zeiten konnten sich die Bauern bei der Prognose für den Winterverlauf-ob er streng wurde oder mild - noch auf die Wetterregeln verlassen, die sich aufs Pflanzen- und Tierreich bezogen. Mit dem Klimawandel wird das immer schwieriger, weil sich das Wetter ändert. Aber auch, weil viele Waldtiere mittlerweile in die Nähe der Städte gezogen sind und andere Verhaltensweisen zeigen oder nicht mehr ein so dichtes Fell tragen,- denn die Stadt ist im Vergleich zum Wald warm.
Bauernweisheiten wie z.B. „Wenn der Fuchs viel bellt, bald großer Schnee fällt. “oder“ Sieht man einen ganzen Dohlen -Schwarm mit gesträubtem Gefieder beieinanderhocken, tanzen bald die wilden Flocken.“ Oder „Ist die Martinsgans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schauen, ist sie aber weiß, so kommt weniger Schnee als Eis.“ sind dadurch immer schwieriger zu überprüfen. Früher hatten meine Großeltern noch hinter dem Haus einen Hühnerstall und ein Schwein wurde für den Winter gemästet, Gänse liefen im Hof umher. All das ist mittlerweile nicht mehr Usus, die Zeiten haben sich mehr als radikal geändert.
Hielt der Nachbar aus Ostpreußen neben meinen Eltern noch Hühner - weil er es aus seiner Heimat so gewohnt war - stieß er damit bei allen übrigen Nachbarn auf Gezeter, denn seine Hühner blieben nicht nur im Stall, sondern stolzierten durch alle Gärten und stocherten und scharrten in sorgsam und mit viel Liebe angelegten Zierbeeten herum. Jedoch, wenn man keine Tiere mehr um sich hat, fallen auch viele Bauernregeln mangels Beobachtung ins Wasser.
Bei meinen zehnjährigen Wetter -Beobachtungen habe ich jedoch einmal eine Regel für gut und richtig befunden und zwar:„Der Andreas-Schnee liegt 100 Tage, wird für Korn und Klee zur Plage.“ Der Andreastag ist der 30. November. 2010 stimmte diese Voraussage. Der Schnee lag bis in den Frühling hinein. Ob es auch in diesem Jahr so kommt, werden wir erst Ende November sehen. Vielleicht war 2010 aber auch nur eine „Eintagsfliege.“
Quelle: Bernhard Michels
Abendrot-Schönwetterbot‘
blv Verlag 2004