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REISE

Sonnenuntergang auf dem Nil

Kein Tod auf dem Nil

ein Gastbeitrag von Natalie Neumann-Roitzsch über eine Nil-Reise (Text & Fotos) 

Nach etwa vier Stunden Fahrt durch die Wüste erreichen wir Luxor, wo wir an Bord gehen. Hier müssen wir erst die Lobby von drei weiteren Schiffen durchqueren, um die Nile Excellence, unsere Herberge für die kommende Woche zu erreichen. Die Ausstattung erinnert stark an die von Agatha Christie beschriebene Reise des Hercules Poirot. Wir fühlen uns gleich in eine andere Zeit versetzt.

Zunächst werden wir von unserem Reiseführer Abdul mit einem Glas Malventee in Empfang genommen. Er berichtet von den Ausflügen, die uns bevorstehen und gibt einige Hinweise zu Ägypten. Während des Mittagessens legt unser Schiff ab. Es geht flussaufwärts Richtung Assuan.

Nilufer mit Fischern
Am Nachmittag begeben wir uns auf das Sonnendeck und genießen die Fahrt. Unser Schiff ist sehr klein, hat gerade einmal 55 Passagiere, und fährt im Gegensatz zu den anderen Schiffen sehr langsam. So können wir ganz entspannt die vorbeiziehende Landschaft genießen. Die Nilufer sind zumeist sehr grün und palmenbewachsen, im Hintergrund sehen wir die Wüste. Auch das Leben an den Ufern bekommen wir zu sehen. Kinder, die im Wasser planschen, Bauern, die ihre Felder bestellen, Esel, die den Schatten suchen. Zwischendurch immer wieder Auen mit Fisch- und Kuhreihern, Kühen, die im Fluss grasen und Männern, die in kleinen Ruderbooten nach traditioneller Art fischen.

Nach einem traumhaften Sonnenuntergang begeben wir uns zum Abendessen und danach früh zu Bett. In der Nacht durchfahren wir das Schiffshebewerk bei Edfu. Am nächsten Morgen wachen wir in Edfu auf, wo uns bereits das Frühstück erwartet, denn um 6:45 Uhr geht es bereits los …


Tag 2


Abdul, unser Reiseführer, hat uns bereits vorgewarnt. Man kommt nur per Pferdekutsche in den Tempel. Die Kutschfahrer sind besonders, ebenso, die sehr mager aussehenden Pferde. Nicht umsonst gäbe es die Redensart „fahren wie ein ägyptischer Kutscher“.

Kutschfahrt in Edfu
Wir verlassen also das Schiff über den kleinen Steg, wo uns schon eine Reihe Kutschen erwartet. Wir können zu dritt mitfahren. Zwei von uns sitzen hinten, eine Person darf nach vorne mit auf den Kutschbock. Zoe wäre gerne nach vorne gegangen, aber da wird gleich von anderen Kutschern eingegriffen, eine Frau darf nicht nach vorne. So bleibt es an Michael. Kaum haben wir Platz genommen, heißt es „Yalla“ und das Pferd rennt los. 
Michael krallt sich am Kutschbock fest, ich finde kaum einen geeigneten Ort mich festzuhalten, aber Zoe hat sichtlich Spaß und hält mir die Hand. Wir galoppieren quer durch Edfu durch den dichten Verkehr, Kutsche an Kutsche, Auto an Bus, dazwischen wir. Die Straßen sind so kaputt, dass sie eher Geröllhalden ähneln. Hier wird nicht gebremst und keine Rücksicht genommen. An einigen Stellen habe ich die Befürchtung, dass wir umkippen oder mit einem anderen Fahrzeug kollidieren. Angstschweißgebadet erreichen wir schließlich den Pferdeparkplatz des Tempels von Edfu. Schnell haben wir unsere Reisegruppe, die von Abdul „Ramses“ genannt wird, gefunden. Abdul steckt einem Wachmann ein paar ägyptische Geldscheine zu und wir können durch ein Absperrgitter des Zauns ohne uns anstellen zu müssen. Nun beginnt unsere erste Besichtigung.

Edfu Tempel 

Der Tempel von Edfu ist dem Gott Horus geweiht, der meist als Falke oder Mensch mit Falkenkopf dargestellt wurde. Der gute Erhaltungszustand erklärt sich dadurch, dass er lange Zeit von Sand überdeckt war. Im 19. Jahrhundert wurde der Tempel wiederentdeckt und nebst Resten der antiken Stadt freigelegt.

Gebaut wurde die Anlage in mehreren Abschnitten durch die Pharaonen Ptolemaios III. bis Ptolemaios XII. innerhalb von 180 Jahren. Der Tempel war zu der damaligen Zeit ein wichtiger Ort für den Horuskult. Das gut erhaltene Hauptportal ist zweigeteilt und enthält riesige Reliefs des Gottes Horus. Davor stehen je eine Falkenstatue aus Granit. Zu ptolemaischer Zeit wehten hier auch noch Flaggen.

Wir sind fasziniert, wie gut erhalten die Reliefs, Hieroglyphen-Inschriften und auch die Farben der Bemalungen sind. Auch die riesigen Säulen im Innenhof sind gut erhalten und voller Inschriften. Lediglich die Deckenbemalungen sind zum Großteil durch Ruß vernichtet. Dies geschah in späterer Zeit als der Tempel von Christen als Versteck genutzt wurde.

Wir lernen, dass in den Tempelgebäuden damals chirurgische Operationen durchgeführt wurden und Apotheken existierten. Im Hauptgebäude befindet sich eine dieser Apotheken. Der Raum ist winzig und die Wände über und über mit Inschriften bedeckt. Auf der anderen Seite befindet sich ein größerer Raum, in dem die Arzneien angefertigt wurden. Die Wände sind komplett und bis zur Decke mit winzigen Hieroglyphen bedeckt, alles Rezepte für die Arzneien aus der damaligen Zeit.

Am Ende des Tempels, im Allerheiligsten, ist heute eine Barke mit einem Falkenkopf ausgestellt, früher wurde in diesem kleinen Raum ein Bildnis des Hauptgottes aufbewahrt.

Obwohl es gerade erst 8:30 Uhr am frühen Morgen ist, haben wir bereits fast 30 Grad. Wir haben noch die Gelegenheit uns das Außengelände anzuschauen und sind froh, als wir einen schmalen Durchgang entdecken, durch den tatsächlich der Wind pfeift – eine antike Klimaanlage!

Durch die sogenannte Geiergasse, eine Anreihung von Souvenirgeschäften und aufdringlichen Geschäftsleuten, die ihre Tücher, Hüte und Dekoartikel an den Mann und die Frau bringen wollen, geht es Richtung Ausgang.

Wir treffen Abdul und unsere Reisegruppe wieder. In der Kutsche geht es zurück zum Schiff. Dieses Mal mit Abkürzungen durch Geschäftsstraßen und der Sorge unsere Reisegruppe nie wieder zu sehen. Die Fahrt erinnert mich an Kampfszenen in Ben Hur und ich sehe in meinem geistigen Auge die Reifen während eines Zweikampfes mit einer anderen Kutsche abbrechen.

Auf dem Schiff angekommen legt dieses direkt Richtung Kom Ombo ab. Wir machen uns kurz frisch und genießen die Weiterfahrt auf dem Sonnendeck.

Kom Ombo Tempel 


Um 17:30 Uhr erreichen wir Kom Ombo. Wir machen uns direkt fertig, denn obwohl die Sonne bereits untergegangen ist, steht jetzt noch die Besichtigung des Kom Ombo Tempels an. Dieser liegt direkt am Ufer des Nils und wir sehen ihn schon von Bord aus hell erleuchtet. Zu Fuß machen wir uns auf den kurzen Weg.

Der Doppeltempel von Kom Ombo war den Gottheiten Sobek und Horus geweiht. Sobek wurde als Krokodil oder als Mensch mit dem Kopf eines Krokodils dargestellt. Er wurde nicht nur als Gott verehrt, sondern auch als Feind gesehen. Der Tempel hat zwei Eingänge, dem linken Teil galt die Verehrung von Horus, dem rechten die Verehrung von Sobek. Der Tempel ist noch recht jung und so sind in den Verzierungen und Bildern auch römische Feldherren verewigt. Auch wenn viele Teile des Tempels zerstört wurden, sind auch hier noch gut erhaltene Inschriften und Farben zu erkennen. Die hohen Säulen (ursprünglich waren es 16) haben unterschiedliche Kapitellen in der Form von Lotusblüten, Papyrus oder Palmen.

In der Halle wurde auch Cleopatra verewigt. Die Decken sind blau bemalt und mit Sternmotiven verziert. Als Besonderheit finden sich an der Innenseite einer Mauer Reliefs von chirurgischen Instrumenten, die zu dieser Zeit bereits genutzt wurden.

Außerhalb befindet sich das erste Nilometer, welches wir auf unserer Reise zu sehen bekommen: ein tiefes Loch, einem großen Brunnen ähnlich, mit Stufen auf einer Seite. Hier wurde zu pharaonischer Zeit abgelesen, wie hoch das jährliche Nilhochwasser war. Danach wurden die Steuern berechnet, die von den Bauern gefordert wurden, denn je höher das Wasser, desto mehr fruchtbaren Schlamm brachte die Flut mit sich und desto fruchtbarer waren die Äcker.

Krokodilsmumien
Ebenfalls außerhalb, im früheren Innenhof, stehen einige steinerne Sarkophage. Diese sind aber nicht für Menschen, sondern für Krokodile, die hier mumifiziert wurden. Sie sind die Überreste des Kultes um den krokodilköpfigen Sobek. Einen Teil davon können wir im nebenan liegenden Crocodile Museum sehen. 

Danach geht es zurück auf das Schiff zum Abendessen. Noch während des Essens legt das Schiff Richtung Assuan ab.



Tag 3


Assuan Staudamm

In der Nacht haben wir Assuan erreicht. Nach einem „späten“ Frühstück um 6:00 Uhr brechen wir um 7:00 Uhr Richtung Hochstaudamm auf. Der neue Staudamm wurde von 1960 bis 1970 erbaut und ist fast 4 km lang und über 100 m hoch. Der Stausee ist nach dem damaligen Präsidenten Gamal Abdel Nasser benannt und wurde angelegt, um extreme Dürreperioden ausgleichen zu können.

Da der gesamte Bereich ein Militärgebiet ist und unter starken Schutz steht können wir uns nur in einem kleinen Bereich der Staumauer frei bewegen. Wir können einen Blick auf den Nassersee werfen und auf der anderen Seite die Technik bestaunen. Dazwischen wurden Stelltafeln aufgestellt, die Fotos der Bauarbeiten und technische Details zeigen. Zum Abschluss sehen wir uns noch das Denkmal der ägyptisch-sowjetischen Freundschaft an, ein riesiges Bauwerk in Form einer Lotusblüte zum Dank für die finanzielle Unterstützung durch die Sowjetunion und den damaligen Präsidenten Chruschtschow.

Die Anlage der Staumauer zur Stauung des Nasserstausees ist der Grund für die Verlegung der Tempelanlage Abu Simbel auf einen höheren Standort abseits des Sees. Um die Tempel vor den ansteigenden Wassermassen zu schützen bat die UNESCO weltweit um Hilfe. Unter Leitung von Hochtief (Essen) wurde der gesamte Tempel nebst Felsmasse zerlegt und 68 m höher und einige hundert Meter weiter wieder aufgebaut. Morgen können wir uns selbst ein Bild davon machen.

Botanischer Garten 

Nach dem Mittagessen werden wir von Fellukenbooten abgeholt, die uns zum Kitchener Island bringen. Der heutige botanische Garten der Stadt Assuan wurde in der Zeit von 1899 bis 1916 von Earl Kitchener mit exotischen Pflanzen bestückt, die heute noch den Grundstock des botanischen Gartens bilden. Wir sind mit einigen Mitreisenden auf einem nubischen Segelboot gelandet. Der nubische Kapitän lässt sich viel Zeit für die Fahrt und unterhält uns auch noch musikalisch mit einer Trommel und Gesang.

Kitchener Island ist recht klein und so gehen wir gemütlich über den Hauptweg und immer wieder im Zickzack von einer Seite zur anderen Seite der Insel, um möglichst viele Pflanzen und Blüten zu sehen. Von der Insel aus sehen wir auf der einen Seite die Insel Elephantine, die auch Hercule Poirot in Tod auf dem Nil für Ausflüge nutzte und die heute neben nubischen Dörfern ein Museum, sowie ein Luxushotel beherbergt. Von der anderen Seite der Insel können wir einen Blick auf das Nilufer werfen, das hier kaum bewachsen ist und direkt in die Wüste übergeht, wie wir es schon an vielen Stellen des Nilufers gesehen haben.

Kamelritt
Katarakte
Am Ende des botanischen Gartens steigen wir in ein kleineres motorbetriebenes Boot um. Jetzt geht es durch die Katarakte, starke Strömungen im Nil. Vorbei an vielen kleinen grünen Inseln und Auenlandschaften mit vielen verschiedenen Vögeln, wie verschiedene Reiherarten, Teichhühnern, Eisvögeln, aber auch Eseln, die dort baden und Wasserbüffeln, die dort grasen. Wir machen kurz halt an einem Strand, wo ein Teil unserer Reisegruppe (darunter auch Zoe und Michael) auf ein Kamel umsteigen und damit die Reise fortsetzen. 


Nubisches Dorf

Wir treffen uns wieder am Ufer eines nubischen Dorfs. Die Nubier, frühere Nomaden, sind eine Minderheit in Ägypten und leben in diesem Dorf ausschließlich vom Tourismus. n. In eines ihrer farbenfrohen Lehmhäuser werden wir nun eingeladen. 

In dem Haus werden Nilkrokodile gezüchtet, die nur noch nilabwärts im Nassersee heimisch sind. Ein kleines Krokodil wird uns gezeigt und wir haben die Möglichkeit dieses auf den Arm zu nehmen. Dann bekommen wir schwarzen Tee und Malventee gereicht und unser Reiseleiter berichtet über die Geschichte der Nubier in Ägypten. Zum Abschluss können wir uns noch mit Henna ein traditionelles Tattoo auf den Arm zeichnen lassen. Der Tochter des Hauses geht dies sehr schnell von der Hand und am Ende gehen vier von uns mit einem Tattoo zurück an Bord. 
Inzwischen hat die Dämmerung begonnen und wir fahren gemütlich zurück. Die Lichter, die am Ufer zu sehen sind, machen eine heimelige Atmosphäre und wir bekommen nun noch das Old Cataract Hotel zu sehen. In diesem Hotel haben die Engländer in vergangenen Zeiten ihren Winter verbracht, um der Kälte zu entfliehen und Arthrose und andere Krankheiten auszukurieren. Hier hat Agatha Christie auch einen großen Teil des Romans „Tod auf dem Nil“ geschrieben und Hercule Poirot hat von hier aus Spaziergänge unternommen und ist mit der „Karnak“ in See gestochen.
Auch heute scheint hier die Zeit noch still zu stehen!

Das Old Cataract Hotel

Tag 4

Abu Simbel
Abu Simbel
 
Heute schellt der Wecker schon um 3:30 Uhr. Wir trinken im Speisesaal nur schnell einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen. Den Rest des Frühstücks erhalten wir als Lunchpaket für später. Um 4:30 Uhr sitzen wir im Bus und machen uns auf nach Abu Simbel.

Nach dem passieren einer Militär-Kontrollstation (davon gibt es viele in Ägypten) geht es in die Wüste. Faszinierend! Soweit das Auge blickt Sand und Steine, kein bisschen grün, keine Tiere. Das Licht sieht fantastisch aus.

Um kurz vor 9:00 Uhr erreichen wir den Parkplatz von Abu Simbel. Außer einem bergähnlichen Gebilde sehen wir zunächst nichts. Erst als wir um den Berg auf die andere Seite gelaufen sind, erschlägt uns der Anblick dieser einzigartigen Tempelanlage. Der Tempel wurde im Auftrag von Ramses II. in einen Berg gebaut. Am Eingang sehen wir die 4 Statuen von Ramses, die ihn in verschiedenen Altersstufen zeigen, vom jungen bis zum alten Mann. Eine der Statuen ist durch ein Erdbeben in pharaonischer Zeit zerstört worden, die anderen noch perfekt erhalten und über 20 m hoch. In der Mitte der Statuen befindet sich ein Tor als Öffnung zum Tempel. Wer bisher noch keine Gänsehaut hatte bekommt sie nun – im Innern befinden sich große, reich verzierte Pfeiler und bunt bemalte Decken und Wände mit den Heldengeschichten von Ramses. Links und rechts wurden zudem Kammern in den Berg geschlagen, die wohl zur Aufbewahrung von Vorräten und für Kulthandlungen dienten. Auch hier sind die Wände reich verziert.

Das Allerheiligste befindet sich auch hier am Ende des Tempels. Ein vergleichsweise kleiner Raum enthält vier an der Wand sitzende Götterstatuen, darunter auch die Darstellung des Ramses II. als Gottheit. Nur zweimal im Jahr wird sein Gesicht von der Morgensonne beleuchtet, die den 60 m langen Weg durch den Eingang über die Säulenhalle bis in das Allerheiligste findet. Die geschah immer am 21. Februar (Geburtstag von Ramses II.) und am 21. Oktober (sein Krönungstag). Seitdem die Tempelanlage in den 1960er Jahren versetzt wurde, ist dieses Ereignis um einen Tag nach hinten gerutscht.

Wir sind uns nicht sicher, was uns mehr fasziniert: Dass dieser herrliche Tempel bereits vor über 3000 Jahren entstanden ist oder dass es in den 1960er Jahren gelang, das riesige Bauwerk um viele Meter komplett zu versetzen und so zu erhalten.

Neben dieser großartigen Tempelanlage befindet sich noch ein kleinerer ebenfalls in einen Berg gebauter Tempel. Der sogenannte Hathor-Tempel wurde der Nefertari, der Frau von Ramses II. gewidmet. Ihre Statuen am Eingang sind jeweils mit Stauen von Ramses II. umgeben, der diese so beschützt. Auch wenn ihr Tempel wesentlich kleiner ist, steht dieser dem Ramses-Tempel in der Gestaltung und Bemalung der Innenräume in nichts nach.

Als wir die Tempel verlassen haben sind es bereits über 30 Grad und wir sehr froh über unsere lange und weite Geraderobe aus Leinen und Baumwolle. Auch unsere (nicht besonders modischen) Sonnenhüte tun ihren Dienst.

Im Bus geht es zurück zum Nil. Wir machen noch einen kurzen Halt in der Wüste, dort können wir eine Fata Morgana bestaunen. Erst gegen 14:00 Uhr erreichen wir das Schiff und werden dort mit einem kalten Malventee in Empfang genommen. Nach dem Mittagessen ruhen wir uns auf dem Sonnendeck aus und genießen um 17:30 Uhr den herrlichen Sonnenuntergang.

Tag 5


Händler auf dem Nil
Am heutigen Tag haben wir bewusst auf einen Ausflug verzichtet. Bis zum Abend ist das Schiff unterwegs Richtung Luxor und wir haben wieder viele Gelegenheiten das Leben und Treiben an den Nilufern zu bestaunen. Wie bereits auf dem Hinweg durchfahren wir das ehemalige Stauwerk und kurz danach das Schiffs-Hebewerk in Edfu.

Auf der Fahrt dorthin hängen sich mehrfach Händler mit ihren Booten an unser Schiff und versuchen uns Tücher, Kleider und Strandlaken mit ägyptischen Mustern und Bildern zu verkaufen. Zwischendurch werfen sie dazu ein Teil in einer Plastiktüte an Deck. Wir haben die Befürchtung, dass die Händler bei ihren gefährlichen Manövern, auch in der Einfahrt zum Hebewerk, kentern. 
Am Abend macht ein Teil der Reisegruppe eine Kutschfahrt durch Luxor, wir entspannen weiter an Deck mit einigen Cocktails, wohlwissend, dass der nächste Tag wieder anstrengend wird.

Tag 6


Tal der Könige

Nach dem Frühstück geht es heute um 6:30 Uhr auf nach Theben. Neben der Besichtigung von Abu Simbel der wichtigste Grund für unsere Reise. Um 7:30 Uhr erreichen wir das Tal der Könige. Eine riesige bergige Fläche mit bisher 64 bekannten Gräbern von männlichen Pharaonen. Für die weiblichen Herrscherinnen wurde nebenan ein eigenes Tal verwendet. Man vermutet, man habe sich für diesen Ort entschieden, da der dahinterliegende Berg fast die Form einer Pyramide hat und das Tal überragt. Wir lernen, dass die Arbeiten an den Gräbern nicht von Sklaven verrichtet wurden, sondern dass die Arbeit gut angesehen und bezahlt wurde. Die Arbeiter lebten mehrere Wochen außerhalb des Tales und wurden immer wieder ausgetauscht. Damit sie nicht den Weg kannten oder verraten konnten, wurden ihnen auf dem Weg zum Tal von den Priestern die Augen verbunden.

Mit einem Taftaf, einer Art Golfwagen, werden wir vom Eingang der Anlage aus in das Grabfeld gebracht. Die Gräber sind alle in die Felsen gehauen. Im Eintrittspreis sind drei Grabbesichtigungen inbegriffen. Wir entscheiden uns, der Empfehlung unseres Reiseleiters zu folgen und schauen uns nacheinander die Gräber von Ramses III., Ramses I. und Merenptah an. Alle Gräber sind reich verziert und auch hier die Bemalungen gut erhalten. Zum Teil enthalten sie noch die steinernen Sarkophage, aber wertvolle Grabbeigaben und die Mumien (sofern beides noch erhalten war) liegen heutzutage im Museum in Kairo. Von den drei besichtigten Gräbern ist das Grab von Merenptah am weitesten verzweigt. Erst müssen wir in den Felsen eine steile Rampe runter steigen, dann wieder hoch. Das ist anstrengend, denn die Temperaturen liegen bereits bei fast 40 Grad und in den Gräbern ist die Luft zudem sehr feucht und kein bisschen kühler. Länger als 10 Minuten hält es niemand dort aus, zumal sich viele Touristen durch die Gänge schieben. Aber es lohnt sich!

Grab des Tut Ankh Amun
Wir haben uns entschieden, auch noch das Grab des Tut Ankh Amun zu sehen.
Sein Grab, welches wohl das Berühmteste ist, ist nicht im Eintritt enthalten. So gehen wir nach den ersten drei Gräbern noch einmal in die Unterwelt. Da Tut Ankh Amun bereits als Jugendlicher gestorben ist, ist sein Grab nicht so groß, wie das der anderen Pharaonen. Dennoch werden wir nicht enttäuscht. Die Grabkammer mit dem steinernen Sarkophag ist mit bunten Wandbildern verziert und in einer der Kammern ist seine Mumie aufgebahrt. Ich kann mein Glück nicht fassen, als der Museumswärter mein Handy schnappt und Bilder der Mumie macht, die von meinem Standort nicht möglich gewesen wären. Schließlich lichtet er mich noch neben „meinem Pharao“ stehend ab. Das ist weit mehr als ich je erhofft hatte und die Rührung übermannt mich. Dieses Gefühl ist nicht in Worte zu fassen!

Auch wenn es verdammt heiß ist und wir inzwischen komplett durchgeschwitzt, fällt es mir schwer, diesen Ort zu verlassen. Aber wir müssen zurück zur Gruppe. Der nächste Stopp ist nicht weit entfernt.

Hatschepsut Tempel 


Wir kommen nach wenigen Minuten am Totentempel der Königin Hatschepsut an. Dieser ist ebenfalls in einen Berghang gebaut. Mit einem Taftaf werden wir vom Eingang zu den Stufen des Tempels gebracht. Der Tempel ist auf drei Ebenen gebaut, die durch riesige Rampen verbunden sind. Auch hier ist wieder jede Fläche reich verziert, entweder leuchtend bunt oder mit Reliefs und Hieroglyphen. Riesige Statuen von Hatschepsut halten Wache. Da nur ein Mann nach damaligen Vorstellungen ein Pharao sein konnte, ist Hatschepsut hier als Mann mit dem typischen Königsbart am Kinn dargestellt. Zu Fuße des Tempels gab es zudem viele Bäume, die Reste von zweien sind bis heute gut erhalten und die Baumstümpfe zu sehen.

Ursprünglich sollte Hatschepsut unter diesem Tempel bestattet werden. Dies ist aber nicht geschehen, nachdem sie von ihrem Stiefsohn getötet wurde, der versuchte alle ihre Bauwerke zu zerstören und ihren Namen aus der Geschichtsschreibung zu löschen. Traurige Bekanntheit erhielt der Tempel, als hier Ende der 90er Jahre ein Attentat verübt wurde und über 60 Personen, hauptsächlich Touristen, ihr Leben verloren.

Kolosse von Memnon



Nur einige 100 m weiter auf einem weiten Feld halten wir noch einmal an. Hier stehen die sogenannten Memnon-Kolosse, zwei fast 20 m hohe Abbildungen des Pharaos Amnophis III. auf einem Thron sitzend. Die Statuen sind stark beschädigt, wirken aber dennoch kolossal. Ursprünglich standen die Kolosse vor einem riesigen Tempel, der bei zwei Erdbeben vor Christus so stark beschädigt wurde, dass nur noch Trümmer übrigblieben. Unser Reiseführer erklärt, dass die rechte Statue bei einem dieser Erdbeben einen großen Riss bekommen hatte. Durch den warmen Morgenwind entwichen dort singende Laute, die von den Griechen als Klagelaute des Memnon gedeutet wurden. Später wurden die Risse verschlossen und der „Gesang“ verschwand.

Gegen Mittag sind wir zurück an Bord und werden mit kaltem frischem Zitronensaft empfangen. Nach dem Mittagessen ruhen wir uns auf dem Sonnendeck aus. Ich beende wehmütig meine Reiselektüre „Tod auf dem Nil“, die mich bis hierhin begleitet hat und immer wieder zu erstaunen führte, wie viele Dinge sich in den fast 100 Jahren seit der Veröffentlichung nicht verändert haben.





Lichtershow in Luxor


Nach Sonnenuntergang werden wir von einem Bus abgeholt, der uns nach Luxor zum Karnak-Tempel bringt. Eine riesige Tempelanlage, die wir uns morgen noch genauer ansehen werden. Heute Abend sind wir für eine faszinierende Lichtershow da.

Am Eingang sammeln sich die Touristen aus aller Welt, bis es endlich losgeht. Die Tempelanlage liegt im Dunkeln und wird nur punktuell erleuchtet. Wir hören die Geschichte dieser Anlage, die von fast allen bekannten Pharaonen besucht und auch weiter gebaut wurde. Stück für Stück bewegen wir uns so durch den Tempel bis zu dem Heiligen See, der sich am Ende der Anlage befindet. Dort gibt es eine Tribüne, auf der wir alle Platz finden. Nun können wir uns von dort aus bequem sitzend die Show mit Lichteffekten bis zum Ende ansehen. Eine tolle Atmosphäre.




Tag 7


Tempel von Karnak und Luxor

Tempel von Karnak
Heute Vormittag stehen die letzten Besichtigungen an. Um 7:00 Uhr geht es los. Zunächst Richtung Karnak, um nun den Tempel bei Tageslicht zu bestaunen.  Auf dem Hinweg werden wir bereits auf eine Allee aus Sphinxen aufmerksam gemacht, die sich quer durch Luxor zieht und im Tempel endet. Sie ist 2,7 km lang, war über Jahrhunderte verschüttet und durch das moderne Luxor überbaut. Die Figuren tragen hier den Kopf eines Widders.

Vom Vorhof, der früher eine Hafenanlage war, gelangen wir durch zwei hohe Mauern, die mit Kriegsszenen verziert sind. Auch dort stehen wieder riesige Statuen. Dahinter betreten wir den ersten Hof mit riesigen Säulen. die wieder reich mit Hieroglyphen beschrieben sind und ursprünglich einmal überdacht waren. Gestern im Dunkeln sah dies schon faszinierend aus, aber bei Tageslicht sieht man erst das ganze Ausmaß und die Größe der Säulen. Selbst an den höchsten Stellen sind die Säulen beschriftet und bemalt, sogar die Deckenfragmente sind reichlich verziert.

Unser Reiseleiter macht uns immer wieder darauf aufmerksam, dass wir auf Boden gehen, den in pharaonischer Zeit wohl alle uns bekannten Pharaonen betreten haben.

Am Ende des Säulengangs findet sich eine Statue zu Ehren des Skarabäus, der auf einem Sockel thront. Es soll Glück bringen ihn dreimal zu umkreisen, also tun wir dies. Ein siebenmaliges Umkreisen führt laut unserem Reiseleiter zu einer Schwangerschaft (oder beim Mann zum Bierbauch 😉). Dies unterlassen wir.

Nun haben wir den Blick auf den Heiligen See, der tatsächlich durch Grundwasser gespeist ist und nie austrocknet. Früher sollen hier die Kinder der Pharaonen geplantscht haben. Angeblich soll das Wasser klar und sauber sein, dies empfinden wir allerdings nicht so. Weiter geht es durch den nächsten Säulengang Richtung Ausgang.

Tempel von Luxor 
Mit dem Bus fahren wir zum nicht weit entfernten Luxor Tempel. 
Dieser ist kleiner und war früher durch die Sphinx-Allee mit dem Karnak-Tempel verbunden. Nun liegt dieser mitten in der Stadt von Luxor, umgeben von Wohnhäusern, Hotels und geschäftigem Treiben.

Bei jeder Besichtigung mussten wir vorher durch eine Sicherheitsschranke und unsere Rucksäcke und Taschen wurden durchleuchtet. Meist wurde dies sehr wohlwollend und nicht immer ganz genau genommen. Heute ist es etwas anders, denn uns läuft Ägyptens Tourismus-Minister vor die Füße. Also dauert die Prozedur etwas länger.

Neben den Statuen von Ramses II. sehen wir auch hier wieder reichlich verzierte Mauern mit erfolgreichen Kampfszenen und Siegen gegen die Asiaten (heute Libyen) und Nubier. Am Eingang befanden sich einmal zwei über 20 m hohe Obeliske, wovon einer seit 1836 den Place de la Concord in Paris schmückt.

Moschee auf dem Tempel von Luxor 
Auch diese Tempelanlage wurde von vielen Pharaonen gebaut und erweitert. So hat auch Tut Ankh Amun einen Teil verzieren lassen und selbst Alexander der Große hat für sich in einem Teil ein römisches Heiligtum geschaffen.

Da diese Tempelanlage lange mit Sand verschüttet und somit nicht sichtbar war, haben die Menschen ihre Häuser darauf gebaut und im 12. Jahrhundert sogar eine Moschee errichtet, die noch erhalten ist und genutzt wird. 
Sphinx-Allee
Wir haben zum Abschluss noch die Gelegenheit einen ausführlichen Blick auf die Sphinx-Allee zu werfen. Die hier liegenden Löwen tragen menschliche Köpfe. 


Auf der Rückfahrt zum Schiff sehen wir das lustige Treiben auf den Straßen. Die Straßen sind immer überfüllt, kein Wunder bei 1,3 Millionen Einwohnern in Luxor. Neben dreirädrigen überdachten Mopeds, die scheinbar auch als Taxi fahren, sehen wir Kutschen, Eselskarren, Menschen auf Fahrrädern, überfüllte Kleinbusse und Mopeds, auf denen auch schon mal mehr als drei Personen fahren. Auch wenn es sie offiziell gibt, Verkehrsregeln werden hier nur sporadisch eingehalten, rote Ampeln werden ignoriert, man fährt hier nach Gefühl und verständigt sich durchs Hupen. Heute gibt es auch viel Musik und singende und jubelnde Menschen auf den Straßen, denn heute ist der Geburtstag des Propheten Mohammed und man trifft sich in Parks, Moscheen und scheinbar auch in den Ruinenanlagen zum Feiern.

Etwas wehmütig kehren wir zum Schiff zurück. Morgen früh geht es nach dem Frühstück von Bord Richtung Makadi Bay, wo wir noch ein paar Tage am Roten Meer verbringen werden.

 Die Reisenden





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