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Kapitel 1 & 2

Stefan Hardenberg war das, was man einen gut aussehenden Mann nennt. Er war groß-gewachsen, hatte die blauesten Augen, die man sich denken konnte – was er durch die Farbe seiner teuren Hemden stets unterstrich –, ein markantes Kinn und graue Schläfen im dunklen Haar. Die Damen in seiner Nachbarschaft schauten ihm oft hinter ihren Gardinen hinterher, wenn er morgens zum Büro fuhr, und wandten sich danach seufzend wieder ihren Ehemännern zu, die jetzt gerade erst einmal aus dem Bad kamen. Was für ein Unterschied, mochte manche von ihnen denken. Stefan war nicht nur sehr gut aussehend, er war auch immer sehr früh in seinem Büro. Seine Firma, die er sich aufgebaut hatte, bedeutete ihm alles. Er war der erfolgreichste Makler in dieser Gegend. Eigentlich wäre es nicht mehr nötig gewesen, dass er selbst ins Büro fuhr. Seine Angestellten waren zuverlässig und loyal. Aber er ließ es sich nicht nehmen, dort selbst jeden Tag nach dem Rechten zu sehen. Mittlerweile besaß er etliche Villen, in Deutschland, der Schweiz und in Monaco verteilt, sowie ganze Häuserzeilen in den Innenstädten von München, Hamburg, Frankfurt und Wien. Von einer luxuriösen Yacht in Saint-Tropez und einer in der Karibik ganz zu schweigen. Sein Vermögen belief sich auf beachtlich viele Millionen und es kamen jeden Tag neue Summen dazu.

So wie er jeden Tag in sein Münchener Büro kam, so flog er ab und an im Monat in eines seiner Häuser: zur Besichtigung dessen Zustandes und zu persönlichen Gesprächen mit den Mietern. Etliche Häuser hatten nur Studentenapartments, andere wiederum rein waren reine Geschäfts-oder Bankhäuser.

An diesem Morgen stand ein Besuch in einer seiner „Studentenbuden“, wie er sie scherzhaft nannte, an. Seine Sekretärin, Frau Dolhaupt, nannte ihm die Termine seines Flugplanes: er würde gegen Mittag in Hamburg sein und über Frankfurt nach München zurück fliegen. Sie lächelte ihn an. Stefan nickte zerstreut. Er musste immer noch an den Streit mit seiner Frau denken. Heute Morgen beim Frühstück. Es war um so unwichtige Dinge wie die nächste Urlaubsplanung gegangen. Er hatte sich hinreißen lassen zu sagen: „Du verstehst mich wieder mal überhaupt nicht! Ines, sei endlich ruhig!“ Im Nachhinein tat es ihm leid. Er war kein Mann der lauten Töne. Sie hatten geheiratet – wie so viele ihrer Generation – weil ein Kind unterwegs war. Ines Familie bestand darauf. Auf den Namen ihres Vaters, einem General beim Militär, sollte keine Schande fallen. Hardenberg hatte zugestimmt, obwohl er sich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr recht mit Ines verstanden hatte. Aber er wollte für sein Kind geradestehen.

Er seufzte laut, während der große Wagen ihn bequem zum Flughafen brachte. Herr Ratberg, der Chauffeur, blickte in den Rückspiegel. „Kann ich etwas für Sie tun, Herr Hardenberg?“ Stefan schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. Es gelang ihm nur schlecht. Erst im Flugzeug konnte er, über den Bericht des Hausmeisters in Hamburg geneigt, den unangenehmen Morgen an die Seite schieben. Der Hausmeister klagte über zu häufige Kündigungen in der letzten Zeit und über den teilweise katastrophalen Zustand der Apartments nach dem Auszug der Mieter. Hardenberg wollte sich selbst ein Bild über die Zustände machen, bevor er ein Unternehmen für die Instandsetzung beauftragte. Das Wetter verbesserte sich sichtlich, je mehr sie nach Norden flogen. Das war ungewöhnlich, meist war es eher umgekehrt. Wie schon öfter in der letzten Zeit schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit. Er dachte an die vielen, nicht recht glücklichen Jahre mit Ines zurück, erinnerte sich aber auch an den Beginn ihrer Ehe, als ihre Tochter geboren wurde. Ines hatte auf dem Namen Judith bestanden, obwohl er diesen Namen nicht mochte. Einen zweiten Namen, der hätte von ihm stammen können, lehnte sie rigoros ab. Um des lieben Friedens willen hatte er nachgegeben.

Man merkte, dass seine Frau aus einer westfälischen Beamtenfamilie stammte. Ihre Sturheit sprach für sich. Die Zeit mit dem Baby jedoch wurde eine schöne Zeit. Er genoss jeden Tag mit seiner kleinen Familie. Stefan schaute nach draußen. Die Maschine befand sich schon im Sinkflug. Gleich würden sie landen.

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