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Posts mit dem Label "Liebe auf Umwegen" werden angezeigt.

Kapitel 23

Tage vergingen. Hardenberg hatte sich noch nicht wieder bei Natascha gemeldet. Erst wollte er selbst mit sich ins reine kommen. Dann, am vierten Tag nach dem Segelunfall, rief er sie an. Ihre Stimme klang befangen und spröder als sonst. „Gut geht’s!“ sagte sie auf seine Frage. „Ich habe ja noch einen Segeltörn gut. Wie wär’s dieses Wochenende?“ Auch seine Stimme klang forscher als sonst. Noch bevor sie antwortete, wusste er, dass die Antwort „Nein“ sein würde und dass sie ihn, wenn er Glück hatte, auf später vertrösten würde. Ich hätte sie nicht küssen dürfen!“ dachte er zerknirscht. Und noch bevor sie das Nein aussprechen konnte – es war gerade mal das N zu hören, – unterbrach er sie schnell. „Hören Sie, Natascha, es war falsch, dass ich Sie geküsst habe. Es tut mir leid, Sie sahen so niedlich aus, da ist es über mich gekommen. Lassen Sie uns beide wie vernünftige Menschen reagieren! Es wird nicht wieder vorkommen. Aber lassen Sie uns gute Freunde sein. Segelfreunde! Was sagen Sie daz

Kapitel 22

Auch Natascha saß regungslos im Wagen. Auf ihrem Mund brannten immer noch seine Lippen, als wären sie aus Feuer gewesen. Sie wagte nicht, darüber zu wischen. Es war, als wolle sie so lange wie möglich seine Lippen auf den ihren spüren. Sie sah, dass der Fahrer ab und zu einen besorgten Blick in den Rückspiegel warf. „Alles in Ordnung, Lady?“ fragte er sie. „Sie sind ja weiß wie die Wand!“ „Ist schon okay. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen! Danke!“ An ihrem Haus angekommen, wollte sie bezahlen. „Ist schon erledigt, Lady!“ Der Mann tippte auf sein Käppi und gab wieder Gas. Natascha ging langsam, Stufe für Stufe, in ihre Wohnung hinauf. Drinnen warf sie sich aufs Bett und fing an zu schluchzen. Sie wusste nicht warum, aber sie überließ sich den sie langsam beruhigenden Tränen. Ihr Handy summte. Ihre Hand zitterte, als sie auf Empfang drückte. „Hi, wie geht’s? Ich bin’s, Jens. Wollte nur wissen, ob Du Lust hast, heute Abend noch mal auf die Piste zu gehen?“ „Eigentlich nicht. Jens.

Kapitel 21

Dann fuhren sie los. Trotz der Wärme draußen schnatterte Natascha vor Kälte. Hardenberg setzte sich ganz nah an sie heran und zog seine Decke mit über ihre. Er spürte ihren Körper an seinem und trotz der nassen Kleidung war er überglücklich. Er hatte einen Arm um sie gelegt, um ihr etwas von seiner Wärme abzugeben. Im Hotel rannten sie lachend wie zwei Kinder die Treppen hoch. Ältere Gäste schauten ihnen missvergnügt hinterher. Oben schickte er Natascha als Erste ins Bad und gab ihr ein paar seiner Freizeitsachen mit. Er selbst zog sich im Schlafraum aus und seinen Bademantel an. Es dauerte nicht lange und sie kam frisch und rosig wie ein Baby aus dem Bad, hatte die Hosenbeine seiner Jeans hochgekrempelt und sein T-Shirt reichte ihr fast bis an die Knie. Das nasse Haar kringelte sich auf ihren Schultern und ihre braunen Augen strahlten. „Sie sehen ja so entzückend aus, ich mag mich gar nicht von Ihnen trennen!“ Sie lachte. „Nun machen Sie schon, dass Sie ins Bad kommen, sonst erkälten

Kapitel 20

Die Stunden bis zum Nachmittag vergingen schnell. Natascha konnte sich gerade mal zwei Stündchen hinlegen, um den versäumten Nachtschlaf nachzuholen, denn zum Segeln brauchte sie einen klaren Kopf. Sie hatte keine Lust, sich vor Hardenberg zu blamieren und ihn ins Wasser zu setzen. Der Wind war günstig, fand sie, als sie losfuhr. Sie nahm diesmal die U-Bahn und den Bus. Hardenberg stand schon am Steg des Bootsverleihes, als sie ankam. „Auf jeden Fall ist er pünktlich“ dachte sie noch, dann gingen sie in das kleine Holzhaus neben dem Steg. Es war nur noch eine große Jolle -ein Wandervogel -frei. Sie sprang zuerst ins Boot und Hardenberg folgte leicht und behende. „Ich vermute, Sie waren schon mal auf einem Boot!“ sagte sie. „Da vermuten Sie ganz richtig. Ich kann auch ein bisschen segeln.“ Er fand es blöd, so zu tun, als hätte er von Tuten und Blasen keine Ahnung. „Umso besser,“ sagte sie, „dann brauche ich Ihnen nicht jedes Mal Kommandos geben, wo Sie sich hinsetzen müssen, wenn wir dr

Kapitel 19

„Sind Sie gebürtig aus Hamburg?“ fragte er und hob die Hand, um sich noch einen Kaffee zu bestellen. „Nein, ich komme aus Niebüll. Oben in Schleswig-Holstein.“ „Hat da nicht der Maler Nolde gelebt?“ Die Bedienung kam an ihren Tisch und fragte nach ihren Wünschen. Natascha wollte keinen Kaffee mehr. „Das war in Seebüll. Die meisten Menschen vertun sich damit. Das ist ziemlich verschlafen dort. München ist bestimmt interessanter, kann ich mir vorstellen.“ „Wenn Sie mal nach München kommen, besuchen Sie mich doch mal. Sie sind herzlich eingeladen!“ Hardenberg trank den gerade bestellten Kaffee fast in einem Zug aus. Er hatte nicht umsonst bemerkt, dass Natascha verstohlen auf ihre Uhr geschaut hatte. Sie stand auf. „Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich nach Hause!“ Hardenberg erhob sich und bezahlte am Tresen. „Wenn es Ihnen recht ist, begleite ich Sie noch bis zum Parkplatz.“ Den Rückweg legten sie schweigend zurück. „Also, bis heut Nachmittag!“ Natascha grüßte kurz, stieg in ih

Kapitel 18

„Wir könnten uns ja zu einem Kaffee zusammensetzen, oder? Dafür reicht Ihre Zeit doch bestimmt noch!“ Natascha nickte. Wie willenlos ging sie neben ihm her. Er steuerte zielbewusst das kleine Crêpe -Café an. Natascha dachte an Jens. „Oh, wir können auch dort am Ende der Straße in ein Fünfzigerjahre-Café gehen. So etwas kennen Sie bestimmt noch nicht.“ Sie zog ihn am Ärmel einfach weiter. Lachend ließ es Hardenberg geschehen. „Mal sehen, wer schneller da ist!“ rief Natascha und lief los. Atemlos kamen beide zur gleichen Zeit an der Ladentür an. „Sie sind ja noch ganz schön fit für Ihr Alter!“ sagte Natascha lachend ganz aus der Puste. „Sie sind besser als ich. Ich muss mehr schnaufen.“ Sie öffnete die Ladentür. Ein Glöckchen ertönte. Hardenberg trat hinter ihr ein und folgte dieser, zielstrebig auf einen Tisch zugehenden, jungen Frau. Ihr Gang war sehr reizvoll und sie hatte den hübschesten Po, den er je gesehen hatte. Aber das war bestimmt nicht nur ihm aufgefallen. Da war er sich sich

Kapitel 17

Jens schaute ihr hinterher. Natascha lief schnell zum Parkplatz des Unigeländes. Sie wollte so schnell wie möglich nach Hause. In ihrer Eile stieß sie immer mal wieder mit Passanten zusammen. Sie murmelte dann nur eine Entschuldigung und hastete weiter. Doch plötzlich, nach einem weiteren Zusammenstoß mit einem Passanten, wurde sie, als sie weitereilen wollte, am Arm festgehalten. „Na hören Sie mal, was fällt Ihnen ein?“ fuhr es ihr heraus, doch als sie hoch schaute, blickte sie in ein bekanntes Gesicht. „Die blauesten Augen der Welt schauen mich an!“ platzte es aus ihr heraus, bevor sie ihren Arm aus seinem Griff wand. „Na, wie geht es Ihnen?“ Beinahe gleichzeitig hatte jeder von ihnen diese Frage gestellt. Sie mussten beide lachen. „Also, mir geht es gut!“ sagte Natascha, bei der die Müdigkeit plötzlich wie von Geisterhand weggewischt war. Sie schaute ihn an. Er sah heute jünger aus als damals. Das lag wohl an seiner Kleidung. Er trug weder Anzug noch Schlips. „Das steht Ihnen viel b

Kapitel 16

„Komm, hier kann man schön auf die Straße schauen!“ Sie zog Jens zu einem Tisch am Fenster. Beide bestellten ein ordentliches Frühstück. Es war das letzte, dass sie gerade noch bekommen konnten. Danach gab es nur noch Crêpes oder Kuchen. „War gut, gestern Nacht!“ sagte Jens mit vollem Mund. Sie nickte. Ja, es war schön gewesen. Warum nur verstand sie sich heute nicht mehr so gut mit ihm? Heute ging er ihr eher auf die Nerven mit seinem „Vollen-Mund-Gerede“ über sein Auto, das er in die Werkstatt hatte bringen müssen. „Und gestern ist er noch so toll gefahren, ohne zu mucken!“ kaute er mehr, als er sprach. „Sag mal, musst du immer mit vollem Mund reden?“ fuhr sie ihn gereizt an. Erschrocken hielt er die Hand vor seinen Mund. „Entschuldige! Ist’s so besser?“ Er lächelte sie entschuldigend an. Der arme Kerl konnte ja nicht wissen, dass in Nataschas Gedanken ein älterer Herr statt seiner am Tisch saß. Natascha blickte mehr durch Jens hindurch, als dass sie ihn ansah. „Ist schon okay! Ich b

Kapitel 15

Sie schrak zusammen, als es mit einem Mal ganz still war. Hatte sie etwas verpasst? Hatte Meyer sie aufgerufen? Jens stieß sie an. „Tut mir leid, ich habe eben nicht aufgepasst! Könnten Sie…?!“ „Ich fragte eben nach einigen Prinzipien der Kompositionslehre. Da müssten Sie doch die meiste Ahnung haben.“ Meyer schaute sie durchdringend an. „So aus dem Stegreif kann ich das im Moment nicht beantworten. Ich kann mich aber für die nächste Stunde kundig machen.“ Natascha lächelte ihn hinreißend an. Das funktionierte immer. Und sie hatte Recht. Auch dieses Mal war es so. Er winkte ab und sagte freundlich: „Ja, wenn Sie das machen würden! Frau Winter!“ Er schaute auf seine Uhr. „Im übrigen möchte ich für heute Schluss machen. Auf Wiedersehen in einer Woche, meine Damen und Herren.“ Alle klopften ein bisschen anerkennend auf ihre Pulte. Dann standen sie auf und gingen hinaus auf den Korridor. „Sollen wir ein Crêpe essen gehen oder ein Spiegelei? Ich habe noch nicht gefrühstückt.“ sagte Jens. N

Kapitel 14

Als er damals abgefahren war, hatte sie noch ein oder zwei Tage wie ein Teenager von ihm geträumt, hatte sich vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn er sie in seine Arme nehmen und küssen würde. Aber danach war sie wieder aufgewacht. Sie hatte sich klargemacht, dass er sie wahrscheinlich schon längst vergessen hatte. Er hatte bestimmt eine bezaubernde, sehr gut aussehende Frau und große Kinder. Und so hatte sie begonnen, mit Jens herumzuziehen, um ihn zu vergessen. Und es war ihr auch gelungen, bis der heutige Morgen alles kaputtgemacht hatte. Hinter sich hörte sie ärgerliches Hupen. Sie schreckte auf. Natürlich! Die Ampel war längst grün! Sie versuchte sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Einen Unfall wollte sie wegen ihm nun wirklich nicht bauen! Im Foyer des Unigebäudes wartete schon Jens auf sie. Sein jungenhaftes Gesicht wirkte irgendwie unreif, fand sie heute. „Na, wie geht’s?“ fragte er und küsste sie zur Begrüßung einmal links und einmal rechts auf die Wange. Sie nahm ihren Kop

Kapitel 13

Als ihr Handy klingelte, langte Natascha nur kurz hin und stellte den nervenden Ton ab. Sie wollte noch nicht aufstehen. Gestern hatte sie mit Jens die Nacht durchgemacht. Sie waren nach einer Kneipentour noch in einen Club gegangen und hatten dort ausgelassen getanzt, bis man sie um 4:00 Uhr morgens rauswarf. Sie blinzelte. Draußen schien taghell die Sonne. Eine Stunde konnte sie noch im Bett bleiben. Die nächste Übung begann erst um 10:00 Uhr. Sie drehte sich noch einmal geräuschvoll um. Früh aufstehen war nicht ihre Stärke. Doch sie hatte kaum – wie sie meinte – für fünfzehn Minuten die Augen zugemacht, da klingelte das nervige Teil schon wieder. Sie schlug die Augen auf. Nein, es war nicht der Weckton, sondern ein Anruf. „Oh nein!“ brummte sie, während sie sich mühsam in eine Lage manövrierte, in der sie bequem telefonieren konnte. „Hi, wer ist da? “ murmelte sie undeutlich. „Hallo, hier ist Stefan Hardenberg!“ „Ich kenne keinen Hardenberg, da müssen Sie sich verwählt haben!“ sagte

Kapitel 12

Er arbeitete den Plan für seine Abwesenheit aus, bestimmte den alten Weiser zu seinem Stellvertreter und machte den Umschlag mit seiner Handynummer für den Notfall fertig. Er händigte ihn Frau Dolhaupt aus. Sie war die Einzige, die wusste, dass er für seine Frau „auf Geschäftsreise“ war, riefe sie einmal unverhofft an. Es ging alles sehr schnell. Ehe er sich versah, stand er draußen im Sonnenlicht und ging gemächlich zum Parkplatz. In einer Birke am Rande des Platzes sang eine Amsel. Er lauschte entzückt. Wie lange schon hatte er solche Dinge nicht mehr wahrgenommen! Den Sonnenschein, die singenden Vögel, die sich streitenden Spatzen in einer Pfütze, die vom letzten Gewitter übrig geblieben war! Er reckte sich, dann setzte er sich in den Wagen. Zu Hause lief er – zwei Stufen auf einmal nehmend – die Treppe zum Ankleidezimmer hoch. Er langte den kleinen Reisekoffer, den er immer für Geschäftsreisen nahm, vom Bord und begann zu packen. Nach unten legte er die Freizeitsachen. Darüber – f

Kapitel 11

Sie traf sich bestimmt jeden Tag mit einem anderen Studenten, denen mit Jeans und schicken T-Shirts, mit gestyltem Haar oder sogar mit Rastalocken! Er durfte gar nicht daran denken! Tat er es doch, war seine Fassung für diesen Tag dahin. Hatte Frau Dolhaupt nicht erst gestern zu ihm gesagt, dass ihm ein Urlaub bestimmt guttun würde? Er hätte abgenommen, sähe zwar ganz glücklich aus – mit Verlaub – aber wäre doch gleichzeitig „durch den Wind“, wenn sie es so ausdrücken dürfte. Vielleicht hatte sie ja recht! Eigentlich hatte er schon zwei Jahre lang keinen vernünftigen Urlaub mehr gemacht. Der Laden würde auch ohne ihn zwei Wochen lang gut weiterlaufen. Er konnte sich auf seine Angestellten verlassen, das wusste er sicher. Beim Abendessen machte er Pläne. Er beachtete Ines Geplauder nicht, gab nur ab und zu ein bestätigendes „Hmm“ von sich und hing seinen Gedanken nach. Ines musste es gar nicht wissen, dass er ausspannen wollte. Er konnte eine „Geschäftsreise“ vorgeben und in Wirklichkei

Kapitel 10

„Alle Achtung, Stefan! Dass Du aber auch noch dermaßen spät am Abend arbeitest! Alle Achtung, mein Lieber!“ Stefan warf seiner Frau einen giftigen Blick zu. Warum dann dieses Theater vor Ratberg? Er nahm sein Glas Wein und prostete dem alten Herrn zu. „Auf dein Wohl, Schwiegervater!“ Er hatte sich nie zu dessen Vornamen Hermann durchringen können. In den nächsten Tagen sah er immer wieder Nataschas kleines, zartes Gesicht vor sich, ihre großen, rehbraunen Augen, und ihr, dazu im Kontrast stehendes, blondes Haar. Er ertappte sich dabei, wie er schon am frühen Morgen im Badezimmer Chopins Prelude, das sie für ihn gespielt hatte, vor sich hin summte. Er fühlte sich um Jahre verjüngt. Und gleichzeitig mit diesen Träumereien wuchs seine Sehnsucht, sie wiederzusehen. Tag um Tag wuchs diese an und je mehr Zeit verstrich, desto dringlicher wurde sie. Er wollte Natascha neben sich laufen sehen, ihren zarten, mädchenhaft Duft einatmen und sich in ihren großen Augen verlieren. Wie ein Schuljunge

Kapitel 9

Stefan Hardenberg fuhr wie im Traum nach Hause. Spontan hatte er sich für die Autobahn entschieden statt für den Flug. Als Ratberg vor seiner Villa hielt, wurde er jedoch jäh aus seinen Träumen gerissen. Ines stand schon in der Tür. Ihr Gesicht war, wie fast immer, sehr vorwurfsvoll. „Wo hast du nur deinen Kopf, Stefan?“ fuhr sie ihn an, ohne darauf zu achten, dass Herr Ratberg noch im Wagen saß und jedes Wort mitanhören konnte. Wie oft hatte er ihr schon gesagt, sie solle Streitereien nicht vor dem Personal austragen! Er nickte Ratberg zu. „Sie können jetzt gehen. Vielen Dank! Den Wagen fahre ich selbst in die Garage.“ Doch, noch bevor Ratberg auch nur einen Fuß aus dem Wagen schwingen konnte, legte Ines weiter los. „Dir ist gar nichts wichtig, was mit unserer Familie zu tun hat! Habe ich dir nicht vorher hundertmal gesagt, dass heute Abend das Essen mit meinem Vater ist? Aber nein, der Herr kommt mal wieder zu spät!“ Ihre Stimme wurde, wie immer an dieser Stelle, keifend. Stefan scho

Kapitel 8

Er lächelte wegen ihrer Antwort. „So sprechen junge Menschen immer!“ sagte er. Natascha hatte ihr Crêpe aufgegessen. „Es schmeckt vorzüglich hier, nicht?“ fragte sie ihn. Er nickte mit vollem Mund. Falls ich noch einmal hierher komme, könnten wir ja wieder ein Crêpe zusammen essen!“ schlug er leichthin vor, als er zu Ende gekaut hatte. „Warum nicht?“ antwortete Natascha, noch ehe sie darüber nachgedacht hatte. „Wissen Sie, was ich mir wünschen würde?“ fragte er sie daraufhin. Natascha trank ihren Kaffee aus. „Nein!“ „Ich wünschte mir, Sie könnten mir, bevor ich nach München zurückfahren muss, ein Stück ihrer Wahl auf dem Flügel vorspielen! Sie müssen aber natürlich nicht, wenn Sie nicht wollen! Entschuldigen Sie! Ich möchte nicht aufdringlich sein!“ fügte er hastig hinzu. „Schließlich bin ich ein Fremder für Sie.“Natascha sah ihn lange an. Sie spürte, es herrschte – obwohl sie nicht länger als eine knappe Stunde hier mit ihm zusammen gesessen hatte – eine seltsame Vertrautheit zwisch

Kapitel 7

Um seine Augen bildeten sich beim Lächeln viele Fältchen, die sein Gesicht aber eher noch anziehender machten. Er winkte die Bedienung heran. Natascha bestellte ein Crêpe Suzette und einen Café Melange, Hardenberg nahm ebenfalls ein Crêpe Suzette, aber einen Espresso dabei und ein Glas Wasser. Dann schaute er Natascha an. „Wieder dieser merkwürdige Blick,“ dachte sie und spürte, wie sie errötete. Sie spielen Klavier? Sie haben einen wunderbaren Steinway-Flügel in ihrem Apartment!“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Natascha nickte. „Ich erinnere mich jetzt,“ fuhr er fort, „Ihren Namen früher öfter in den Feuilletons von Zeitungen gelesen zu haben. Sie haben Auszeichnungen gewonnen, nicht wahr?“ Die Bedienung stellte zwei Tabletts auf den Tisch. Er legte diskret einen Schein unter den Bon. „Danke. Es stimmt so!“ Die Frau verschwand dankend. „Ja,“ sagte Natascha zögernd, „ich habe früher mehrfach gewonnen. Aber ich nehme heute an solchen Wettbewerben nicht mehr teil.“ „Wissen

Kapitel 6

Ungestüm riss sie die Tür auf und… prallte auf den Mann mit der Chauffeursmütze von vorhin. „Na, Sie sind ja immer noch da und nehmen anständigen Hausbewohnern ihren Parkplatz weg!“ platzte sie heraus und rieb sich die vom Aufprall schmerzende Schulter. Der Mann schaute sie verdutzt an, dann schien er sich zu erinnern. „Tut mir leid, aber Herr Hardenberg wird erst in einer Stunde abfahren.“ sagte er so höflich wie anfangs. „Dann haben sie wieder Ihren Parkplatz!“ Natascha war rot geworden, während er das sagte. Hieß nicht der Vertreter der Vermieter-Firma, der vorhin den Balkon inspiziert hatte, Hardenberg? Natascha meinte so etwas gehört zu haben, als er sich kurz vorgestellt hatte. Und so ein Angestellter fuhr mit Chauffeur? Die mussten ja Geld wie Heu haben! „Ist schon recht!“ rief sie dem Chauffeur zu, während sie weiter joggte. Was konnte der arme Kerl für seine Anweisungen! Im Lokal ließ sie sich auf einen Platz in der Nähe der Küche plumpsen. Es war heiß hier drin. Sie zog ihre

Kapitel 5

Sie versuchte ihren wieder hochkommenden Zorn darüber hinunterzuschlucken. Dürfen wir hereinkommen?“ fragte der elegante Ältere. Natascha nickte und registrierte stumm den Blick des Mannes, der einen Tick zu lange auf ihr ruhte. Sie ging voran und öffnete die Balkontür. Der Ältere inspizierte gründlich die Schäden, und sprach leise in ein Diktiergerät. Der Hausmeister huschte dienstbeflissen hierhin und dorthin, ihm die Mängel zeigend. Endlich waren sie fertig. „Eine Firma wird in den nächsten Tagen die schadhaften Stellen auf dem Balkon beseitigen.“ sagte der Gutaussehende. „Seine Augen haben das unwahrscheinlichste Blau, das ich je gesehen habe!“ dachte Natascha während seiner Worte. „Er hat bestimmt farbige Kontaktlinsen eingesetzt.“ Sie verabscheute eitle Männer. Sein Händedruck war fest und warm, als er sich von ihr verabschiedete. Sein Blick hatte sie irritiert, sie wusste auch nicht warum. Natascha Winter war Studentin der Musikhochschule im achten Semester. Sie spielte Klavier

Kapitel 4

Endlich fand sie einen Platz eine Straße weiter. Sie nahm die Tasche in die eine Hand, die Blume in den anderen Arm und trat, noch immer leise fluchend, den Heimweg an. An der Haustür standen zwei Männer. Der eine war der Hausmeister, den kannte sie. Der andere war ein ganz „Gutaussehender“. Er war schon älter. Sie verschwendete keinen Blick weiter auf ihn und versuchte mit ihrem Hausschlüssel und den vollbepackten Armen die Haustür zu öffnen. Zu ihrem Ärger hielt keiner der beiden Herren es für nötig, ihr zu helfen. Sie musste die Blume abstellen. Erst als sie die Tür schon geöffnet hatte, sprang der Hausmeister schnell hinzu. „Danke, jetzt ist es auch nicht mehr nötig!“ Natascha bedachte beide Männer mit einem bösen Blick. Kurz, bevor die Tür hinter ihr zufiel, sah sie den bewundernden Blick des Unbekannten auf sich ruhen. „Gaffen, das können Sie, weiter nichts!“ murmelte sie. Ihre Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt. Erledigt stellte sie Tasche mit Blume ab und ging ins Bad, um s