Kapitel 19
„Sind Sie gebürtig aus Hamburg?“ fragte er und hob die Hand, um sich noch einen Kaffee zu bestellen. „Nein, ich komme aus Niebüll. Oben in Schleswig-Holstein.“ „Hat da nicht der Maler Nolde gelebt?“ Die Bedienung kam an ihren Tisch und fragte nach ihren Wünschen. Natascha wollte keinen Kaffee mehr. „Das war in Seebüll. Die meisten Menschen vertun sich damit. Das ist ziemlich verschlafen dort. München ist bestimmt interessanter, kann ich mir vorstellen.“ „Wenn Sie mal nach München kommen, besuchen Sie mich doch mal. Sie sind herzlich eingeladen!“ Hardenberg trank den gerade bestellten Kaffee fast in einem Zug aus. Er hatte nicht umsonst bemerkt, dass Natascha verstohlen auf ihre Uhr geschaut hatte. Sie stand auf. „Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich nach Hause!“ Hardenberg erhob sich und bezahlte am Tresen. „Wenn es Ihnen recht ist, begleite ich Sie noch bis zum Parkplatz.“ Den Rückweg legten sie schweigend zurück. „Also, bis heut Nachmittag!“ Natascha grüßte kurz, stieg in ihren Wagen und fuhr los. Hardenberg sah auf seine Uhr. In weniger als zweieinhalb Stunden würde er sie schon wiedersehen. Am liebsten hätte er gesagt: „Natascha, lass uns bis nachher noch zusammenbleiben!“ Aber er hatte schnell gemerkt, dass sie eine eher spröde, junge Frau war und das es noch eine gute Weile – wenn überhaupt – dauern würde, bis sie sich näher kennenlernen würden. Sie war nicht eine, die man schnell und im Vorübergehen erobern konnte. Ob sie ihn wohl mochte? Oder traf sie sich heute Nachmittag nur aus Höflichkeit und weil sie zufällig nichts Besseres zu tun hatte, mit ihm?